Luthertexte

Gemälde: Cranach





Berühmte Zitate, 

die Luther zugeschrieben werden


Hier stehe ich. 
Ich kann nicht anders. 
Gott helfe mir! Amen.



Wenn morgen die Welt untergeht, so würde ich noch heute mein Apfelbäumchen pflanzen.



Musik 

ist die beste Gottesgabe 

und dem Satan 

sehr verhasst.







Eine Lüge ist wie ein Schneeball: 
je länger man ihn wälzt, 
desto größer wird er.





Iss, was gar ist, 

trink, was klar ist, 

red', was wahr ist.




Das Recht ist ein zeitlich Ding, 
das zuletzt aufhören muss,
aber das Gewissen ist ein ewig Ding, 
das nimmermehr stirbt.








Nichts wird langsamer vergessen 
als eine Beleidigung 
und nichts eher als eine Wohltat.




Kümmere dich nicht
um ungelegte Eier!



Die Welt ist wie ein betrunkener Bauer: 
Hebt man ihn auf einer Seite 
in den Sattel, so fällt er auf der anderen wieder herab.






Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn. Glaubst du, dass 
er gütig und barmherzig ist, 
so wirst du ihn so haben.


Einem verzweifelten Menschen 
Mut zusprechen ist besser 
als ein Königreich erobern.


Das Jahr kennt seinen letzten Tag, 
der Mensch nicht.






Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.


Auf einen groben Klotz 
gehört ein grober Keil.


Arbeiten im Lande ist besser 
als in der Wüste beten.








Für die Toten Wein, 
für die Lebenden Wasser: 
Das ist eine Vorschrift für Fische.




Die Sünde wird gefesselt
durch die Taufe, 
und das Reich Gottes 
wird aufgerichtet.


Musik ist ein reines Geschenk 
und eine Gabe Gottes, 
sie vertreibt den Teufel, 
sie macht die Leute fröhlich 
und man vergißt über sie alle Laster.
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Foto: Kuhnert, Luther-Kirchengemeinde

Interview mit Martin Luther


Anlässlich des Refomationsjahres 2017 waren wir mit Dr. Martin Luther auf dem nach ihm benannten Lutherplatz in der Neustadt verabredet. Luther erschien frühzeitig und hatte Gelegenheit sinnierend die Kirche zu umrunden. Dabei blickte er prüfend auf die Figuren auf der Südseite des Turmes.


Das soll ich sein?


Ja natürlich, Herr Dr. Luther. Das sind Sie während des Reichstags in Worms. Kaiser Karl V hatte von Ihnen verlangt, die 95 Thesen und allen anderen reformatorischen Schriften zu widerrufen. Und da haben Sie gesagt: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Dass dieser Satz mal so berühmt wird, hätte ich nicht gedacht.


Hätten Sie denn erwartet, dass Sie auf dem Rückweg entführt werden?

Na ja - entführt. Das sollte doch nur so aussehen. Mein sächsischer Kurfürst Friedrich der Weise tat so, als ob ich gekidnappt würde, damit ich untertauchen konnte, bis Gras über die Sache gewachsen wäre.


Das war das mit der Wartburg.

(ungeduldig) Richtig, und da habe ich die Bibel übersetzt, ja ja, das weiß doch jedes Kind. Aber deswegen haben Sie mich doch nicht herbestellt?


Nein, wir wollten Ihnen eher ein paar Fragen zur Gegenwart stellen, Herr Dr. Luther.

Na dann mal los.


Wir versuchen ja, Ihre Reformation ernst zu nehmen.

Das will ich hoffen. Dann predigen Sie auch heutzutage hoffentlich immer noch, dass jeder einzelne Mensch eine Verantwortung vor Gott und seinen Mitmenschen hat und das selbsttätig in der Bibel nachlesen kann. (sola scriptura)


Selbstverständlich, Herr Dr. Luther.

Und sagen sie denen auch, dass niemand glauben soll, was "die da oben" sagen, sondern dass man nur der Heiligen Schrift und dem eigenen Gewissen folgen soll.


Ja, das versuchen wir. Und wir sagen immer dazu, dass man sich ums eigene Gewissen kümmern muss.

Richtig. Erst Denken und dann Verantwortung für die eigenen Gedanken und Entscheidungen übernehmen.


Herr Luther, reden wir von Gott. (Luther: Bittesehr!) Wir haben neulich einer Frau zuhören müssen, die ihrem Kind damit drohte, dass Gott alles sieht und böse wird, wenn das Kind das und das nicht macht.

Sowas gibt es heute noch?


Offensichtlich. Es scheint zwar nicht mehr die Menschen zu geben, die sich - wie Sie seinerzeit - nächtelang danach fragen, "wie man einen gnädigen Gott kriegt ..."

Aber bestimmt fragen sich die Menschen, wie man einen gerechten Gott kriegt.


Oder eine gerechte Welt insgesamt. Über Ungerechtigkeit in jeder Form schimpfen die Leute tagtäglich, und mitunter haben sie recht.

Jetzt wird es kompliziert - oder eigentlich auch nicht, denn der Ausweg ist "Gnade".


Dürfen wir auch die Wörter "Freundlichkeit", "Anteilnahme", "Güte" oder "Liebenswürdigkeit" nehmen?

Von mir aus auch "Barmherzigkeit" aber ich bleibe am liebsten bei Gnade, weil ich diese Antwort damals (1515) im Turmzimmer gefunden hatte: Gott ist gerecht, indem er gnädig zu allen Menschen ist. Na gut, sagen Sie meinetwegen auch Freundlichkeit. Gott ist freundlich zu allen Menschen. Wir Theologen sagen: Jesus Christus hat für die Erlösung gesorgt. (solus Christus) Deshalb ist es Quatsch von einem "bösen" Gott zu reden, wenn man sein Zimmer nicht aufräumt.


Dürfen wir dann - im übertragenen Sinne - unser Leben unaufgeräumt lassen?

Soll das jetzt eine Fangfrage sein? Natürlich nicht. Ich komme nochmal zur Gerechtigkeit zurück. Gerade weil wir vom Himmel nur Freundlichkeit und Liebeswürdigkeit erwarten dürfen, sollen wir hier schon mal anfangen mit der Menschenfreundlichkeit untereinander. Ich muss doch wohl nicht den Professor 'rauskehren, um Ihnen klarzumachen, dass die Welt gerechter wird, wenn man bei sich und vor der eigenen Haustür anfängt.


Sehr wohl, Herr Doktor.

(schmunzelt) Ich bin übrigens auch an Ihrem Schaukasten vorbeigegangen: "Laib und Seele" - sehr schön, sehr schön, Eulalia, Nachbarschaftszentrum und Trödel - sehr schön. Sie tun 'was für die Menschen hier.


Herr Luther, dann kommen Sie doch bitte einmal mit in unsere Kirche hinein. während wir die Kirche betreten erklingt auf der Orgel das Lied: Ein feste Burg ist unser Gott.

jetzt den Tränen nahe Das ist ja mein Lied. Das habe ich nach der Reformation geschrieben, 1529 oder so. Und das jetzt auf der Orgel - ich bin sprachlos. Eigentlich schön, dass wir hier enden; denn mein letzter Satz hieß immer, dass man Gott für alles loben soll, dass man neben allen Ungerechtigkeiten auch die Dinge sehen soll, die schon gut und besser sind. Und dafür soll man Gott loben. Was wäre besser als diese Orgel für mein Lied. Luther schweigt andächtig und weint still


Zeitlupe: ganz leise Wir danken für dieses Gespräch.


(Die Fragen stellte Stefan Kuhnert)