Was bisher geschah

Orgelwettbewerb im Juni 2021

zurück zur Übersicht

____________________________________________________________________________________________________________________________

Im Juni 2021 fand an der Hugo Mayer-Orgel der Lutherkirche ein Wettbewerb "Orgelspiel im Gottesdienst" für neben- und ehrenamtliche Organist*innen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg - schlesische Oberlausitz statt. Die Preisträger*innen erfahren Sie hier. 


Die Schirmherrschaft hatte Bischof Dr. Christian Stäblein. Er leitete die Preisverleihung mit folgenden Worten ein: 



Ansprache

Abschluss des Wettbewerbs Orgelspiel im Gottesdienst

6. Juni 2021

Lutherkirche Berlin-Spandau

Bischof Dr. Christian Stäblein


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe jungen, jung gebliebenen und doch schon so erfahrenen Orgelspielerinnen und Orgelspieler,


die Sonntage nach Trinitatis, die wir vom Trinitatisfest – letzte Woche – bis zum Ende des Kirchenjahres, Ende November, von nun an fleißig durchzählen, die haben alle einen Schwerpunkt, das ist ganz hilfreich, dann kann man sich in den gut 20 Sonntagen besser orientieren. Der sechste Sonntag zum Beispiel steht ganz im Zeichen der Taufe. Der 10. Sonntag nach Trinitatis ist der Israelsonntag, da geht es um die Verbindung zu unseren jüdischen Geschwistern, um die Verbundenheit zum Judentum. Heute ist der erste Sonntag nach Trinitatis – der steht im Zeichen der Apostel und Propheten. Das hat so seine Logik, zweifellos. Es beginnt sozusagen in der Reihe der Sonntage mit denen, die das Evangelium von Pfingsten her weiter tragen. So soll es sein. Die Texte, die an diesem Sonntag im Gottesdienst gelesen werden, erzählen von Jeremia, von Jona, von den ersten Aposteln, von Jesus, auch er Prophet genannt. Alles gut so. 


Und doch würde ich sagen: etwas fehlt, etwas Entscheidendes. Die Texte zu den, die auf ihre Weise Apostel und Propheten der besonderen, der besonders wichtigen Art sind. Die Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger, Instrumentalmusikerinnen und -musiker, Orgelkenner und –könner. Was für Apostel sind Sie. Ich würde sagen: Die ersten, die wichtigsten, die Pandemie hat es uns ja noch mal vorgeführt. Was sind wir ohne Gesang, was wären wir ohne Musik. Wie leblos dann schnell das Lob oder der Dank, wie traurig und ohne Hoffnung auf eine Wende die Klage ohne Musik. ---


Liebe Initiatorinnen und Initiatoren, liebe Organisatorinnen, Ihr tut genau richtig daran, heute, gerade heute den Abschluss und die Urkundenverleihung des Orgelwettbewerbs zu tun. Seht, hier sind die Apostel, auch die der säkularen Moderne, ungeheuer wichtig – und, wir sind in Spandau auf der Grenzen zwischen Berlin und Brandenburg, da gilt erst recht: Wie sollte man das Evangelium weiter geben, Gottes Botschaft weiter erzählen ohne Musik.


Dieses Jahr ist das Jahr der Orgel – vom Deutschen Musikrat und vom Landesmusikrat ausgerufen, ich darf Schirmherr sein gemeinsam mit dem Erzbischof. Jahr der Orgel – ich hätte mir kein besseres denken können als das der abklingenden Pandemie. Warum? Weil es die Orgel ist, die in den vielen Monaten, in denen wir nur sehr eingeschränkt die Kirchenräume nutzen konnten, weil es da die Orgel war und ist, die alles füllt und erfüllt, gerade auch wo Menschen allein zum Gebet in den Raum kamen. Die Orgel ist Gebet. Sie ist Sprache, wenn ich keine habe, dann erst recht. Leise. Laut. Erhaben. Oder wie ein nicht enden wollender Luftzug. Die Orgel ist Gottes Geist, Gottes Wind, ein Windspiel schönster Art. Und in der reiselosen Zeit ein Reise. Wer die Orgel spielt, reist, wer der Orgel lauscht, reist, durch die Gedanken, Träume, Fragen, Suchen, reist zu Gott, reist mit Gott. Ihr seid die Apostel, die Gesandten, dass das Evangelium seine Reise ins Herz immer wieder antritt. Und die Propheten, die durch den Klang uns spüren lassen, wie es im Himmel sein wird. Welche Prophetie, welch Vorausklang. Danke! Danke dafür.


Nun will ich schließen mit den Worten des Psalms, den wir schon gehört haben, der 150. Da kommt die Orgel vor. Da kommt die Orgel vor?

Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!


Da kommt die Orgel vor, ja. Schon klar, mit Zimbeln und Pfeifen. Aber ich meine es anders: man das da einzeln nehmen – Pauken, Saiten, Reigen, Harfen, Pfeifen. Oder man kann sagen: nehmt einfach die Orgel, sie hat alles, sie ist alles. Königin. Gebet. Reise. Lob. Klage. Dank. Danke Euch, Ihr Gesandte, ihr Apostel, ihr Propheten einer Zeit, die war und ist und sein wird. 


Amen